Im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums - Lunch Time Talks laden wir herzlich ein zum Vortrag
Alexander Christian (Düsseldorf)
Plagiate ahnden: Verhältnismäßigkeit
und Schuldzuweisung
Der Editor der philosophischen Fachzeitschrift Topoi, Fabio Paglieri, vertritt im Umgang mit Plagiatsfällen eine entschiedene Haltung (Paglieri, 2015), wonach unter anderem das Prinzip der Verhältnismäßigkeit bei der Ahnung von Plagiaten keine Anwendung findet. Wurde in einem fairen Verfahren hinreichend belegt, dass eine Einreichung oder ein bereits publizierter Artikel Plagiate enthält, sieht Paglieri vier Strafen indiziert: Erstens, bereits veröffentlichte Artikel, die Plagiate aufweisen, werden widerrufen. Zweitens, zur Begutachtung eingereichte Manuskripte, in denen Gutachter Plagiate identifiziert haben, werden ohne weitere Begründung abgelehnt. Drittens, alle zukünftigen Einreichungen des Autoren/ der Autorin werden kategorisch vom Begutachtungs-verfahren ausgeschlossen. Viertens, innerhalb rechtlicher Grenzen wird die Forschergemeinschaft über Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis informiert. Bezweckt wird mit diesen Maßnahmen die Sicherung der Objektivität und Integrität der Forschung durch die Mittel der Abschreckung und Ächtung (deterrent & ostracism) (Paglieri, 2015, 5). Die vorgeschlagenen Strafen sind explizit als öffentliche und nicht verhältnismäßige Strafen (public & non proportional punishments) konzipiert, die über das etablierte Repertoire von Maßnahmen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis hinausgehen (Paglieri, 2015, 3). Hinzu kommt, dass es Paglieri prinzipiell ablehnt, Gutachter zur Verantwortung zu ziehen, falls diese Teil- oder Totalplagiate nicht identifizieren. Der einzige Schuldige, so Paglieri, ist der plagiierende Autor, alle anderen Beteiligten (Editoren, Gutachter, Herausgeber) werden von Vornherein als Geschädigte aufgefasst (Paglieri, 2015, 5). ---- Ich werde in meinem Vortrag den Ansatz von Paglieri daraufhin untersuchen, ob er verschiedenen epistemologischen und moralischen Einwänden standhält.
Referent
Alexander Christian ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und research fellow am Düsseldorf Center for Logic and Philosophy of Science (DCLPS). In seiner Dissertation untersucht er wissenschaftliches Fehlverhalten und strukturelle Defizite in der biomedizinischen Forschung.
Studierende und Interessierte sind herzlich willkommen
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