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Kalendertermin

Matthias Schloßberger: "Phänomenologie des Lebendigen"

Aus den Instituten Philosophie Sonstiges
„Phänomenologie des Lebendigen“
Matthias Schloßberger

Abstract:

Ausgehend vom Standpunkt der philosophischen Phänomenologie wollen wir uns im Rahmen des Vortrags zunächst der Frage zuwenden, wie uns das Lebendige eigentlich gegeben ist bzw. wie wir die Erfahrung des Lebendigen machen. Im Anschluss an diese erkenntnistheoretische Frage wollen wir dann zu einer primär ontologischen Fragestellung überleiten, nämlich dazu, was Leben überhaupt ist. Damit rückt abschließend ein dritter Fragehorizont in den Fokus: Ich möchte einen Ausblick auf die gegenwärtige Klimakatastrophe wagen und dann die Bedeutung der phänomenologisch-lebensphilosophischen Tradition, mit der wir die oben skizzierten Fragen meines Erachtens besser beantworten können, herausstellen. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf den Perspektiven Wilhelm Dilthey, Max Schelers und Helmuth Plessners.

Zur Person:

Matthias Schloßberger ist seit 2021 Professor für Sozialphilosophie an der Viadrina in Frankfurt an der Oder. Nach dem Studium der Philosophie, Soziologie und Publizistik an der FU Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er 2004 mit einer Arbeit über Die Erfahrung des Anderen. Über die Formen menschlichen Miteinanders im Anschluß an Lipps, Dilthey, Husserl und Scheler promoviert. Es folgten Stationen in Rom, Potsdam und Köln, bevor er 2016 mit einer Arbeit über Anthropologie und Ethik. Entwurf einer materialen Anthropologie habilitiert wurde. Zu seinen Hauptforschungsgebieten zählen Anthropologie, Naturphilosophie, politische Ideengeschichte und Phänomenologie. Aktuell forscht er u.a. in einem von der DFG geförderten Projekt zum Thema „Die Erfahrung der Realität durch Widerstand“. Seine Publikationen umfassen Phänomenologie der Normativität (Schwabe, 2019) und Geschichtsphilosophie (Akademie Verlag, 2013).

Zur Vorlesungsreihe

Das 19. Jahrhundert ist geprägt von der Entstehung unabhängiger Einzelwissenschaften und einer damit verbundenen Kompartmentalisierung von Erkenntnis: Spezifische Erfahrungsbereiche werden jeweils zum Gegenstand einer für sie mehr oder weniger exklusiv zuständigen Einzelwissenschaft, deren Methoden- und Begriffsinventar sich von demjenigen anderer Disziplinen unterscheidet. Als Kind des 19. Jahrhunderts erwächst die Lebensphilosophie nicht zuletzt in kritischer Absetzung von dieser Tendenz einer Entkopplung der Wissenschaften von anderen gesellschaftlichen Systemen und ihrer Auffächerung in Subdisziplinen und Spezialgebiete. Sie ist, wie Otto Friedrich Bollnow plakativ anmerkt, „durch eine ganz bestimmte Kampfstellung gekennzeichnet“, die sich insbesondere gegen die Vorstellung richtet, der Mensch als philosophierendes Subjekt ließe sich adäquat als Objekt wissenschaftlicher Erkenntnis erfassen. Über die ,Abstoßbewegung‘ von einseitigen szientistischen und positivistischen Versuchen, das unmittelbare Erleben von Sinnhaftigkeit und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten in formale Kategorien zu übersetzen, hinaus, geben die Vertreter der Lebensphilosophie damit einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung philosophischer Methoden, der etwa in der Phänomenologie oder der Hermeneutik Ausdruck gefunden hat. Vor diesem Hintergrund werden im wöchentlichen Wechsel Expertinnen und Experten der Lebensphilosophie sowohl exemplarische Auseinandersetzungen mit einzelnen Positionen lebensphilosophischen Denkens von Schopenhauer und Nietzsche bis Dilthey und Simmel als auch Kontinuitäten zwischen der Lebensphilosophie und nachfolgenden Strömungen sowie systematische Weiterentwicklungen präsentieren.

ICS

Veranstaltungsdetails

08.05.2023, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: 23.21.U1 Raum 48
Verantwortlichkeit: