Im Rahmen des Forschungsseminars laden wir recht herzlich ein zum Vortrag:

Prof. Thomas Grundmann (Univ. Köln)
"Epistemische Autorität"

Vortrag

Das Urteil anerkannter epistemischer Autoritäten sollte für uns selbstverständlich ein besonderes Gewicht haben. Kürzlich hat Linda Zagzebski in ihrem Buch Epistemic Authority (OUP 2012) allerdings eine viel stärkere These vertreten. Danach raubt das Urteil einer epistemischen Autorität unseren unabhängigen eigenen Gründen über die Sache jegliche epistemische Kraft. Das ist ihre Preemptionsthese. Dieser Vorschlag ist auf nahezu einhellige Ablehnung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft gestoßen. Würden sich aus ihm nicht tatsächlich unannehmbare Konsequenzen ergeben? Müssten wir dann nicht den Autoritäten geradezu blind folgen, selbst wenn sie für uns unbegreifliche und verrückte Dinge behaupten? Und widerspricht das nicht auch unserem aufgeklärten Selbstverständnis? Ich werde in meinem Vortrag zeigen, warum die wohlverstandene Preemptionsthese dennoch richtig ist und wie sich einige ihrer anscheinend widersinnigen Konsequenzen vermeiden oder verteidigen lassen.

Person

Thomas Grundmann ist Professor für Philosophie an der Universität zu Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Erkenntnistheorie, der Philosophie des Geistes und der Philosophie des Todes. Besonders beschäftigt er sich zur Zeit mit der Methodologie der Philosophie, apriorischer Erkenntnis, Intuitionen, Gedankenexperimenten, Dissens und der sozialen Erkenntnistheorie. Wichtige Bücher: Die Experimentelle Philosophie in der Diskussion, Suhrkamp 2014; Experimental Philosophy and Its Critics, Routledge 2012; Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie 2008. Ein Buch zu Disagreement in Philosophy ist in Vorbereitung. Derzeit ist Grundmann Präsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie.