Nach einem Vorschlag von Harry Frankfurt (1986) zeichnen sich sogenannte „Bullshittende“ durch ihre gleichgültige Geisteshaltung (Indifferenz) gegenüber der Wahrheit ihrer Äußerungen aus. Wer lügt, müsse sich in irgendeiner Weise um die Wahrheit des Gesagten kümmern, weil etwas behauptet wird, was man selbst für falsch hält. Wer aber Bullshit betreibt, sei frei von dieser Last und könne sich ohne jede Beschäftigung mit den Fakten äußern. Das Indifferenzkriterium mag auf den ersten Blick plausibel sein, bringt aber verschiedene Probleme mit sich. In diesem Vortrag soll eine neue Analyse von Bullshitting vorgestellt werden, die ohne das Merkmal der Indifferenz als notwendige Bedingung auskommt. Bullshitbeiträge, so die These, kommen in Situationen vor, in denen Personen Beiträge zu Themen leisten, über die sie keine Auskunft geben wollen oder aber zu wenig wissen. Beiträge dieser Art werden in einem konversationalen Rahmen als „Fake Antworten“ analysiert. Diese Analyse kann die gegen Indifferenztheorien vorgebrachten Einwände und Gegenbeispiele parieren, ohne dabei die intuitiven Fälle zu verlieren, in denen Bullshittende tatsächlich (auch) indifferent sind.

Zur  Person
Verena Wagner hat Philosophie, Germanistik und Informationswissenschaften an der Universität Regensburg und der KTH Stockholm studiert. Die Promotion erfolgte 2013 an den Universitäten Regensburg und Leeds mit der Arbeit Free and Unfree Agency: A New Approach to Classical Compatibilism. Derzeit leitet sie als akademische Rätin verschiedene Forschungsprojekte zur Urteilsenthaltung sowie zu Bullshit und Fake Antworten an der Universität Konstanz.