Die COVID-19-Pandemie hat die intensivmedizinische Versorgung in Deutschland an die Belastungsgrenze gebracht. Die im Dezember 2022 in Kraft getretene Erweiterung des Infektionsschutzgesetzes regelt nun erstmalig die Zuteilung knapper, d.h. nicht bedarfsdeckend verfügbarer, intensivmedizinischer Ressourcen. Die im Infektionsschutzgesetz vorgeschriebene Priorisierung von Patient:innen nach dem Kriterium der „Überlebenswahrscheinlichkeit“ hat eine anhaltende ethische Kontroverse ausgelöst. Strittig ist insbesondere, ob die Neuregelung eine (indirekte) Diskriminierung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung darstellt. Im Kolloquium stellen Annette Dufner und Frank Dietrich ihre jüngst in Ethik in der Medizin (3/2023) erschienenen Arbeiten zu diesem Thema zur Diskussion.