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Kalendertermin

Rico Gutschmidt: „Verstörung und Vertrauen. Zur philosophischen Bedeutung der Negativen Theologie“

Aus den Instituten Veranstaltungen

Im Rahmen der Ringvorlesung „Philosophie und Religion. Geschichte und Gegenwart eines Spannungsverhältnisses“ laden wir herzlich ein zu einem Vortrag von

Rico Gutschmidt: „Verstörung und Vertrauen. Zur philosophischen Bedeutung der Negativen Theologie“

Abstract:

Unter dem Begriff der negativen Theologie lassen sich bestimmte Denkfiguren zusammenfassen, laut denen, bei allen Unterschieden im Detail, eine transzendente Größe, sei es das Eine, Gott, das Absolute oder das Unendliche, allem Sein bzw. Denken voraus und zugrunde liegt, selbst aber nicht seiend und auch nicht denkbar ist. Diese Auffassung hat zwei Probleme. Zum einen handelt es sich bei der Behauptung, man könne über etwas keine Aussagen machen, um eine Aussage eben darüber, womit sich diese Behauptung selbst widerspricht. Zum anderen ist fraglich, ob die angeführten Begriffe überhaupt eine Bedeutung haben, wenn das, wofür sie jeweils stehen, nicht gedacht werden kann. Ausgehend von diesen Einwänden wird im Vortrag gezeigt, dass sich die negative Theologie als eine philosophisch-theologische Praxis verstehen lässt, die den Versuch, das Ganze des Seienden und dessen Ursprung zu denken, performativ unterläuft und dabei durch eine transformative Erfahrung zu einer Haltung führt, in der die so erfahrene Unbegreiflichkeit der menschlichen Situation vertrauend anerkannt wird. Diese Erfahrung hat zwar auch ein erhebliches verstörendes Potential, kann aber insgesamt, mit Wittgenstein gesprochen, als die Erfahrung des Sehens der Welt als Wunder aufgefasst werden, wonach die philosophische Bedeutung der negativen Theologie darin bestünde, diesen Aspekt der Wirklichkeit erfahrbar zu machen.

Zur Person:

Nach diversen Lehr- und Forschungsaufenthalten an den Universitäten Bonn, Dresden, Chicago, Hamburg und Valparaíso (Chile) ist Rico Gutschmidt seit 2018 Privatdozent an der Universität Konstanz. Er promovierte sich 2009 mit einer Arbeit zu "Einheit ohne Fundament. Eine Studie zum Reduktionsproblem in der Physik"  und habilitierte sich 2015 mit einer Untersuchung zu "Sein ohne Grund. Die post-theistische Religiosität im Spätwerk Martin Heideggers". Seine Forschungsschwerpunkte liegen im antiken und modernen Skeptizismus, in der Religionsphilosophie, der Wissenschaftsphilosophie und der Philosophie der Physik.

Veranstaltungsdetails

02.11.2020, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Dennis Sölch und Oliver Victor
Verantwortlichkeit: