Im Rahmen der Ringvorlesung „Philosophie und Religion. Geschichte und Gegenwart eines Spannungsverhältnisses“ laden wir herzlich ein zu einem Vortrag von

Michael Kühnlein: „Herausgeforderte Vernunft? Über Freiheit und Befreiung bei Charles Taylor“

Abstract

In Taylors Kritik am politischen und moralischen Liberalismus der Moderne schwingt die Einsicht mit, dass die Freiheit des Subjekts nicht einfach nur gegeben ist; vielmehr muss sie immer wieder erst erkämpft und hervorgebracht werden. Insofern favorisiert Taylor ein anderes Erzählmodell als die großen Rationalisierungsprogramme seit Descartes, Kant und Weber, ein Erzählmodell nämlich, dass hinter die Voraussetzungen dieser Freiheit zu kommen versucht. Politisch führt dieses Narrativ zu einer Kritik an den modernen Subtraktionstheorien der Säkularisierung - und moraltheoretisch zu einer Hochschätzung der Konversion, die das Selbst von den Möglichkeiten seiner Selbst-Veränderung her denkt. Diese Verwirklichungsbefähigung des Menschen eröffnet neue ("kommunitaristische") Einblicke in das resonante Verhältnis des Guten und des Gerechten; und sie ist religionsphilosophisch von Bedeutung, weil sie eine Diskussion über die moderne Immanenz jenseits der obligaten Grenzziehung von Autonomie und Heteronomie erlaubt.

Zur Person

• Michael Kühnlein studierte Philosophie und Germanistik und promovierte sich 2002 mit einer Arbeit über Charles Taylors Religionsphilosophie (Goethe Universität Ffm).
• Assistententätigkeit und Lehraufträge in Chemnitz, Frankfurt, Heidelberg und Jena,
• Habilitand an der Hochschule für Philosophie in München
• Direktoriumsmitglied am Institut für Religionsphilosophische Forschung an der Goethe Universität Ffm.
• Zahlreiche Publikationen und Herausgaben insbesondere zu Themen der Religions- und der Politischen Philosophie. Allein verantwortlicher Herausgeber von zwei Schriftenreihen bei Nomos und Metzler (Texte und Kontexte der Philosophie; Neue Horizonte der Religionsphilosophie)