Im Rahmen des Kolloquiums der Praktischen Philosophie laden wir herzlich ein zum Vortrag von

Anne Weber (Düsseldorf)

Ursache oder Symptom? Die philosophische Rekonstruktion der Pornographie-Debatte und ihre gesellschaftskritische Relevanz

„Pornography conditions male orgasm to female subordination.“ So provokant dieses Urteil der Rechtswissenschaftlerin Catherine MacKinnon gewesen sein mag, so wenig differenziert scheint es zu sein. Zumindest verdeutlicht die sich daran anschließende Debatte zum harm-Potential pornographischer Darstellungen in den späten 70iger Jahren, dass eine solche unilaterale Lesart dem Phänomen „Porno“ nicht gerecht wird. Im Rahmen einer historischen Kontextualisierung des Themas, soll zunächst herausgearbeitet werden, warum, mit welchen Argumenten und unter welchen Forderungen Feministinnen das Thema in den öffentlichen Diskurs eingebracht haben. Die Rekonstruktion des Debatten-Verlaufs soll dabei ebenso die Gegen-Argumente zur Sprache bringen. Obgleich die radikale Verbots-Forderung des frühen Anti-Porn-Feminism im Blick auf das Recht der sexuellen Selbstbestimmung und freien Meinungsäußerung moralisch fragwürdig erscheinen muss, so dürfen deren kritische Intuitionen nicht vorschnell vergessen werden. Mit Hilfe des kritisch-theoretischen Instrumentariums der Frankfurter Schule sowie poststrukturalistischer Autoren gilt es diese Impulse aufzunehmen, ihre Berechtigung unter den Vorzeichen mikrosozialer Herrschaftsstrukturen zu prüfen und daran anschließend die Frage nach dem harm-Potential noch einmal neu, d.h. im Setting einer medial globalisierten, neoliberalen Konsumgesellschaft zu adressieren.

Anne Weber M.A.; Studium der Philosophie, Theologie, Japanologie, Geschichte und Ethik der Medizin (2005-2010 Universität zu Köln), seit 2010 WMA am Institut für katholische Theologie der Universität Paderborn, seit 2012 Promotionsstudium an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf.