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Rico Gutschmidt (Konstanz): „Gelassenheit und philosophischer Glaube. Heidegger im Kontext atheistischer Religiosität“

Philosophie Veranstaltungen

Gelassenheit und philosophischer Glaube. Heidegger im Kontext atheistischer Religiosität

Rico Gutschmidt (Konstanz)

 

Abstract:

Heideggers zentrale Begriffe des Seins und des Ereignisses verweisen auf etwas letztlich Unsagbares, das sich nur über eine persönliche Umwendungserfahrung erschließt, die zu einer neuen Haltung führt, in der man sich und die Welt auf eine neue Weise sieht. Solche Umwendungserfahrungen gibt es in vielen religiösen Traditionen, die ebenfalls in jeweils eigenen Sprachspielen von besonderen Wirklichkeitsdimensionen sprechen, die letztlich unsagbar seien, aber in solchen Erfahrungen und Haltungen erlebt werden können.

Das Konzept des philosophischen Glaubens von Karl Jaspers kann als eine religionsübergreifende Konzeptualisierung dieses zentralen religiösen Strukturmoments angesehen werden, das sich gleichermaßen in theistischen wie nicht-theistischen Religionen findet. Für Jaspers stehen die verschiedenen Sprachspiele unsagbarer Wirklichkeiten als „Chiffren der Transzendenz“ für die transformative Erfahrung der Unbegreiflichkeit der menschlichen Situation, auf die man sich in der Haltung des philosophischen Glaubens vertrauend einlässt.

Entgegen Heideggers Einzigartigkeitsanspruch lässt sich sein zentrales philosophisches Anliegen einer Umwendungserfahrung in Bezug auf Sein und Ereignis vor diesem Hintergrund kontextualisieren und als eine Form atheistischer Religiosität ausbuchstabieren.

 

Zur Person:

Rico Gutschmidt hat zunächst Mathematik studiert (Diplom 2004) und wurde 2009 im Fach Philosophie mit einer Arbeit zum Reduktionsproblem in der Physik promoviert. In seiner Habilitationsschrift untersuchte er Heideggers Spätphilosophie im Kontext negativer Theologie. Nach der Habilitation 2015 hat er sich vor allem mit Wittgenstein und Skeptizismus beschäftigt. Gegenwärtig arbeitet er zu transformativen Erfahrungen in der Philosophie.

Nach Stationen in Bonn (Promotion), Dresden (Habilitation), Chicago, Hamburg und Valparaíso (Chile) ist er seit 2018 an der Universität Konstanz. Zu den Themen des Vortrags sind u.a. erschienen „Verstörung und Vertrauen. Negative Theologie in Existenzphilosophie und Psychologie“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 69/6 (2021), 930–949, und „The Late Heidegger and a Post-Theistic Understanding of Religion“, in: Religious Studies 56/2 (2020), 152–168.

Details

02.05.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
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