Fragen und Übungsaufgaben (Dritte Auflage 2019)
Hier finden Sie Fragen und Übungsaufgaben zum Buch "Einführung in die Sprachphilosophie" von Albert Newen und Markus Schrenk (Darmstadt: WBG, dritte Auflage 2019).
Fragen und Übungen zu Kapitel 1
- Was ist der Sinn und die Bedeutung des Namens „Elisabeth II.“ gemäß Frege?
- Was ist der Sinn und was die Bedeutung des nachfolgenden Satzes: „Elisabeth II. wurde 1953 in der Westminister Abbey gekrönt.“
- Was ist die Bedeutung des Satzes, wenn er in folgendem Kontext verwendet wird: „Anna glaubt, dass Elisabeth II. 1953 in der Westminister Abbey gekrönt wurde.“
- Wie kann Frege informativen Identitätsaussagen, z.B. „Cicero ist identisch mit Tullius“ in seiner Sprachtheorie Rechnung tragen?
- Was ist gemäß Carnap die Extension und die Intension des Satzes „Cicero ist ein berühmter römischer Redner“?
- Welches Problem hat Carnaps Theorie mit notwendigen Wahrheiten? Nennen Sie zwei Beispiele für Aussagen, die in allen möglichen Welten wahr sind und trotzdem intuitiv einen ganz verschiedenen Inhalt haben.
Fragen und Übungen zu Kapitel 2
- Was versteht Wittgenstein unter „Sprachspiel“?
- Worin besteht gemäß Wittgenstein das Problem des Regelfolgens und wie kann es seiner Meinung nach gelöst werden?
- Warum ist gemäß Wittgenstein eine Privatsprache unmöglich?
- Wie müssen wir in diesem Zusammenhang die Geschichte von Robinson Crusoe bewerten? Welche kritischen Einwände sind angebracht?
- Erläutern Sie an Beispielen die Grundbegriffe der Sprechakttheorie: illokutionäre Rolle und propositionaler Gehalt!
- Nennen Sie ein Beispiel für eine explizit performative Äußerung.
- Erläutern Sie an zwei neuen Beispielen die Grundidee der Implikatur! Es wäre gut, ein Beispiel für eine konventionale und eines für eine konversationale Implikatur aufzuzeigen.
Fragen und Übungen zu Kapitel 3
- Wir haben uns des Bildes einer Wahrheitsmaschine bedient, um Tarskis Theorie anschaulicher zu machen. Ist die Wahrheitsmaschine eher mit einem Universal- Übersetzungsprogramm oder eher mit einer Enzyklopädie zu vergleichen? Beurteilen Sie folgende Aussage: „Wenn wir bloß so eine Maschine hätten, dann wüssten wir alles und würden alle Wahrheiten kennen!“.
- Zeigen Sie, dass die Wahrheitstheorie (i)–(xiii) für die Sätze S „ ¬ S3 ∨ ¬ S5“ und „¬(S3 ⋀ S5)“ aus S dieselben (T) Sätze liefert. Ist das akzeptabel?
- Taufen wir den ganzen nächsten Satz auf den Namen „L“ (für Lügner): „L ist nicht wahr“. L ist somit ein Satz, der über sich selbst spricht. Nun muss laut Tarski eine korrekte Wahrheitstheorie für jeden Satz, also auch für L, den (T)-Satz liefern. Für L also: L ist wahr genau dann, wenn L nicht wahr ist. Das ist ein offenkundiger Selbstwiderspruch. Wie könnte Tarski darauf reagieren? Vergleichen Sie diese Schwierigkeit mit der berühmten Lügner-paradoxie „Alle Kreter lügen“.
- Worin besteht der Unterschied zwischen einer verifikationistischen Bedeutungstheorie (siehe Kapitel 10.2) und Davidsons Theorie? Schauen Sie sich genau an, welche Bedingungen bei den Verifikationisten die Bedeutung eines Satzes liefern sollen und welche Bedingungen bei Davidson.
- Sie wissen, dass S1 wahr und S2 falsch ist. Sie wissen auch, dass „ose“, „nuk“, „dhe“ die logischen Verknüpfungen „nicht“, „und“, „oder (inklusiv)“ sind. Dabei ist Ihnen aber nicht bekannt, welches fremde Wort welches Deutsche bezeichnet. Legen Sie dem Fremden Sätze so als Frage vor, dass seine Antworten („Ja“/“Nein“) Ihnen helfen, die richtige Korrelation herauszufinden.
Fragen und Übungen zu Kapitel 4
- Was ist die Grundthese der Theorie der Reizbedeutung bei Quine?
- Beschreiben Sie einen Definitionsversuch zur Bestimmung von „analytisch“ und erläutern Sie, warum er scheitert.
- Was besagt die These des Bedeutungsholismus und wie ist sie begründet?
- Erläutern Sie die Unbestimmtheit der Referenz an einem Beispiel.
- Nennen Sie Alltagbeispiele für natürliches und nichtnatürliches Meinen bei Grice.
- Welche sind die drei Grundabsichten, die ein Sprecher haben muss, damit ein nichtnatürliches Meinen vorliegt?
Fragen und Übungen zu Kapitel 5
- Welche Arten von singulären Termen unterscheiden wir? Nennen Sie jeweils drei Beispiele.
- Wie sind diese genau definiert?
- Was ist eine Referenzrelation und welche Faktoren kommen in der vierstelligen Referenzrelation vor?
- Welche drei Grundfunktionen der Sprache lassen sich unterscheiden und wie lauten die damit verbundenen Adäquatheitskriterien?
- Welches sind die vier Anwendungsfälle, die besondere Herausforderungen für eine Bedeutungstheorie singulärer Terme darstellen? Nennen Sie jeweils ein neues Beispiel.
Fragen und Übungen zu Kapitel 6
- Wählen Sie eine beliebige Kennzeichnung und analysieren Sie sie mittels Russells Definition. Erkunden Sie dann mit Strawson, Donnellan und Kripke andere theoretische Möglichkeiten, der Semantik Ihrer Kennzeichnung Herr zu werden!
- Formulieren Sie im Rahmen von Strawsons Theorie Lösungsvorschläge für das Problem negativer Existenzsätze mit Kennzeichnungstermen!
- Wir haben im Textabschnitt zu Strawson behauptet, dass man davon ausgehen darf, dass es einer Sprecherin nicht gelingt, überhaupt eine Aussage zu treffen, die wahr oder falsch ist, wenn es keinen Referenzgegenstand für die Kennzeichnung gibt. Ist das immer richtig? Welche Intuitionen haben Sie bei dem Satz: „Der König von Frankreich hat meine Katze erschossen“? (vgl. [6–4])
- Beleuchten Sie unsere drei Testfälle (negative Existenzaussagen, leere Kennzeichnungen, informative Identitätssätze) mittels Donnellans Theorie.
- Die folgenden zwei Aufgaben können Sie nur lösen, wenn Sie sich schon mit formaler Logik etwas vertraut gemacht haben:
- Versuchen Sie, die drei Sätze der Russellschen Analyse in die Prädikatenlogik zu übersetzen
- Die Relation des logischen Implizierens ist transitiv, reflexiv und nicht-symmetrisch. Wie steht es um „x präsupponiert y“?
Fragen und Übungen zu Kapitel 7
- Welches ist die Antwort auf die Frage der Referenzfestlegung für das Vorkommnis eines Namens bei Frege und Kripke im Vergleich? Erläutern Sie die unterschiedlichen Antworten am Beispiel des Namens „Michael Schumacher“, wie er in der Äußerung des Satzes „Michael Schumacher ist ein Spitzenverdiener des Sports“ vorkommt.
- Was ist die Standardbedeutung eines Namens (a) bei Frege, (b) bei Searle und (c) bei Kripke? Erläutern Sie die unterschiedlichen Thesen am Beispiel des Satzes „Putin ist ein mächtiger Mann“.
- Welche der Theorieansätze haben Schwierigkeiten mit informativen Identitätsaussagen und warum?
- Warum haben alle Beschreibungstheorien für Namen Schwierigkeiten mit Modalaussagen der Form „Es ist notwendig, dass N M ist“, wobei „N“ und „M“ Namen sind?
- Charakterisieren Sie die Logik des Namens „Platon“ in dem Satz „Platon ist ein berühmter
- Redner“, indem Sie drei mögliche Welten analog zum Beispiel oben angeben, bei denen die Welten durch relevante Sachverhalte und unterschiedliche Personen charakterisiert sind:
- In einer ersten Darstellung gehen Sie davon aus, dass die Objekttheorie der Bedeutung gilt,
- in einer zweiten Darstellung legen Sie die Beschreibungstheorie der Bedeutung zugrunde.
Fragen und Übungen zu Kapitel 8
- Wie wird das Referenzobjekt eines indexikalischen Ausdrucks festgelegt?
- Welches sind die Hauptfaktoren bei der Festlegung des Referenzobjekts einer „dies“-Äußerung?
- Welches sind die drei Aspekte, die die Standardbedeutung eines Indikators ausma chen können? Zeigen Sie diese beispielhaft für eine konkrete Äußerung „Du bist F“ auf.
- Beschreiben Sie drei mögliche Welten, die zugleich zur Charakterisierung der Äußerungs-kontexte dienen, so dass die Personen Sokrates, Platon und Aristoteles enthalten sind, jeweils ein unterschiedlicher Adressat der Äußerung vorliegt und die Sachverhalte bezüglich der Frage, ob jemand hungrig ist oder nicht, von Welt zu Welt variieren. Geben Sie dann den Charakter des Satzes „Du bist hungrig“ an.
- Geben Sie bei denselben Welten den Charakter des Satzes „Sokrates ist hungrig“ an.
- Bei etwas Übung im Umgang mit Charakteren von Sätzen: Vergleichen Sie die Charaktere miteinander. Daran sehen Sie den Unterschied im Charakter von Eigennamen (nicht vom Äußerungskontext abhängig) und Indikatoren (abhängig vom Äußerungskontext).
Fragen und Übungen zu Kapitel 9
- Was unterscheidet natürliche Artbegriffe von anderen Prädikaten der natürlichen Sprache? Warum kommt es bei Ersteren zu einer wesentlichen Umweltabhängigkeit?
- Mit welchen Überlegungen erweitert Burge die Argumentation von Putnam für eine Umwelt-abhängigkeit von einigen Begriffen zu einer Abhängigkeit aller Begriffe von der Sprachgemeinschaft?
- Was ist genau der Inhalt der These des Anti-Individualismus bzw. Externalismus des Geistes?
- Welches sind gemäß Fodor die zentralen Merkmale einer Sprache?
- Was ist gemäß Fodor eine Sprache des Geistes?
- Welche Kernprobleme hat die Annahme einer Sprache des Geistes wie Fodor sie vorschlägt?
Fragen und Übungen zu Kapitel 10
- Was denkt ein Gehirn in einem Tank, wenn es denkt: „Die Autoren dieses Buches, AN und MS, sind Roboter“? Übersetzen Sie diese Aussage in normales Deutsch!
- Stellen Sie sich vor, eine Ameise hinterlässt durch einen puren Zufall mit ihrem Krabbeln eine Spur im Sand, die genauso aussieht wie die folgenden schwarzen Striche auf Papier: „Hallo, ich bin eine Ameise“. Bedeuten ihre Worte etwas? In welchem Sinne bedeuten sie nichts? Nutzen Sie die externalistische Bedeutungstheorie, um diesen Fall zu beschreiben!
- Was, wenn sie zwar kein Gehirn im Tank sind, aber eine Seele in der materiellen Welt? Statt eines materiellen Gehirns, dem eine Erscheinungswelt vorgegaukelt wird, sind Sie also ein immaterielles Etwas, dem eine materielle Welt dargeboten wird. Können Sie Putnams Argument gegen diesen Leib-Seele Dualismus richten?
- Versuchen Sie, eine verifikationistisch inspirierte Reduktion auf Beobachtungsvokabular von „X ist wasserlöslich“ zu geben.
- Lesen Sie in einem guten Wörterbuch der Psychologie und/oder Philosophie unter dem Stichwort „Behaviorismus“ nach! Vergleichen Sie den Behaviorismus mit dem Verifikationismus und decken Sie gemeinsame Schwierigkeiten auf.
- Erläutern Sie in Ihren eigenen Worten, wie das erkenntnistheoretische Dogma der Empiristen mit ihrer Theorie der Bedeutung zusammenhängt.
Fragen und Übungen zu Kapitel 11
- Erläutern Sie einem philosophisch interessierten Laien den Slogan „To be is to be the value of a bound variable“!
- In Kapitel 4.1 haben wir Quines Bedeutungsskeptizismus vorgestellt. In der Alltagssprache sagen wir aber Sachen wie „Du kennst die Bedeutung dieser Worte genau!“. Wenn wir diesen Ausspruch in eine halb-logische Sprache übersetzen, gelangen wir zu: „Es gibt ein x: x ist die Bedeutung dieser Worte und Du kennst x genau“. Also gibt es gemäß Quines Slogan doch Bedeutungen. Geben Sie mindestens zwei Gründe an, warum das so nicht richtig ist und daher nicht in Widerspruch zu Quines Bedeutungsnihilismus steht!
- Sympathisieren Sie eher mit einem Relativismus/Idealismus oder mit einem Realismus, wenn es um Sprache und Ontologie geht? Fassen Sie die stärksten Argumente für und gegen Ihre Position zusammen!
- Was ist ein transzendentales Argument? Versuchen Sie, Bedingungen der Möglichkeit des Gebrauchs von Zeitworten (heute, gestern, morgen etc.) zu formulieren!
(Diese Aufgabe hat freilich keine unumstrittene Lösung, und sie stellt für jeden Philosophen eine Herausforderung dar.)
Fragen und Übungen zu Kapitel 12
- Betrachten Sie weitere Alltagsbeispiele der Art unseres Dagmar-Alrik-Szenarios. Identifizieren Sie die wesentlichen Aspekte dieser Beispiele, die verallgemeinerungsrelevant sind, und solche, die es nicht sind!
- Was macht die unwesentlichen Aspekte unwesentlich? Gibt es tatsächlich in jedem Fall eine objektive Grenze zwischen essentiellen und nicht-essentiellen Aspekten?
- Der wahrheitswertfähige Teil einer Sollenaussage ist eng verknüpft, wenn nicht sogar identifizierbar, mit der universellen Maxime, die laut Hare immer in ihr mitschwingt. Dies berücksichtigend formulieren Sie Wahrheitswertbedingungen für die Sollensätze Ihrer unter (1) gewählten Beispiele!
Fragen und Übungen zu Kapitel 13
- Was sind die Hauptschwierigkeiten der Definitionstheorie der Begriffe?
- Was besagt die Prototypentheorie der Begriffe und was sind ihre zentralen Probleme?
- Was besagt Fodors These des begrifflichen Atomismus und welche sind ihre Probleme?
- Wählen Sie einen beliebigen Satz und finden Sie zu diesem Satz weitere, zu denen Sie nun verpflichtet sind, und solche, die ihnen nun erlaubt sind! Suchen Sie auch einen Satz, der Ihnen den Schluss auf den ersten gewählten Satz erlaubt!
- Wie kann Brandom auf das Kuriosum kollektiver Fehler beim Schließen reagieren, das ja im schlimmsten Falle negative Folgen für die Satzbedeutung der Prämissen haben könnte?
- Wir haben aufgezeigt, dass Brandoms semantische Theorie zu einem Bedeutungsholismus verpflichtet ist. Auch Quine (siehe unser Kapitel 4.1) spricht von einem Holismus. Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten haben diese beiden Bedeutungsholismen?
- Wie sieht die Phrasenstrukturzerlegung für den Satz „Das Buch liegt auf dem schwarzen Tisch“ aus (dazu wird ,auf‘ als Präposition [kurz: Präp] eingeordnet)?