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Newsmeldung

Ankündigung Blockringvorlesung "Philosophie als Lebenskunst. Geschichte und Gegenwart eines antiken Motivs"

Das Institut für Philosophie lädt ein zur Blockringvorlesung "Philosophie als Lebenskunst. Geschichte und Gegenwart eines antiken Motivs". Die Veranstaltung findet vom 2. bis 4. September im Haus der Universität (Schadowplatz 14, 40212 Düsseldorf) in Präsenz statt. Aufgrund der aktuellen Coronamaßnahmen ist die Veranstaltung auf max. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrenzt, zudem gilt die "3G-Regelung" (geimpft, genesen, negativ getestet). Es sind noch einige wenige Plätze frei. Eine Anmeldung vorab per Mail ist zwingend erforderlich. Interessierte melden sich bitte bis zum 31.8. per Mail bei beiden Organisatoren (Dennis Sölch und Oliver Victor). Das detaillierte Programm wird Ihnen anschließend gerne zugeschickt.

Seit ihren Anfängen in der griechischen Antike sieht sich die Philosophie aufgefordert, einen Spagat zwischen zwei prima facie unvereinbaren Anforderungen zu bewerkstelligen. Auf der einen Seite tendiert sie zur Wissenschaft, verbannt mit Platon die emotionsbehaftete Poesie aus dem Philosophenstaat und strebt mit Aristoteles nach der gleichermaßen höchsten und allgemeinsten Form des Wissens, die nur noch eine theoretische Verbindung zur konkreten Erfahrung hat. Auf der anderen Seite sieht sich schon der in den Brunnen gefallene Thales mit dem Anspruch konfrontiert, Philosophie solle sich der konkreten Lebenswirklichkeit zuwenden, anstatt sich in weltabgewandten Spekulationen zu verlieren. Dieser Forderung beanspruchen vor allem die großen nachsokratischen Philosophenschulen gerecht zu werden, für die Senecas Dictum, die Philosophie bestehe nicht in Worten, sondern in Taten, geradezu leitmotivisch wird. Unter dem Primat der Praxis sieht sich die Philosophie hier der Frage nach einem guten und gelingenden Leben verpflichtet, nimmt die unmittelbare Lebens- und Handlungswirklichkeit des Menschen zum Ausgangspunkt und sucht konkrete Herausforderungen zu analysieren, begrifflich zu erschließen und exemplarische Lösungswege aufzuzeigen.

Dieses Verständnis einer Philosophie als Lebenskunst, die nicht nur gelehrt, sondern eingeübt zu werden verlangt, findet in der Spätantike mit Boethius ein vorläufiges Ende, um in der Frühen Neuzeit mit Montaigne einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Mit dem 17. Jahrhundert beginnt das Pendel jedoch wieder stärker in Richtung einer an Mathematik und Naturwissenschaften orientierten, Objektivität und Wissenschaftlichkeit verpflichteten Philosophie auszuschlagen, die von ihrer zunehmenden Akademisierung und Professionalisierung flankiert wird. Zugleich machen die schneller werdende Veränderung der Lebenswelt sowie die schleichende Erosion von gewachsenen Traditionen und Ritualen, Zeremonien und Fähigkeiten, das Leben mit seinen Herausforderungen und Kontingenzen zu meistern, einen Mangel spürbar, den die bloße Theorie nicht zu beheben vermag. Ein großer Teil jener Philosophen, die sich dem Leben als Praxis zuwenden, um es aktiv zu gestalten, ist in der Neuzeit entsprechend außerhalb von Universitäten und Lehrstühlen zu finden und macht die Universitätsphilosophie zur Zielscheibe von Kritik. Polemisch wettert beispielsweise Schopenhauer gegen die "Kathederphilosophie" des Deutschen Idealismus, während jenseits des Atlantiks Thoreau moniert, es gäbe nur noch "Professoren der Philosophie, aber keine Philosophen" mehr. Beide stehen dabei repräsentativ für eine breiter werdende Strömung, die in Nietzsche ihren bis heute populärsten Vertreter hat.

In den letzten Jahren ist das Interesse an einer als Lebenskunst verstandenen Philosophie zwar wieder gewachsen, doch eine Bereitschaft, Lebenskunst und Lebensform auch in der akademischen Philosophie zu berücksichtigen und ernst zu nehmen, lässt sich bislang nicht beobachten. Im Laufe der Veranstaltung bringen Expertinnen und Experten zum Forschungsgebiet zum einen exemplarische Auseinandersetzungen mit konkreten Herausforderungen der menschlichen Existenz, zum anderen Fragen nach der Vereinbarkeit von Philosophie und Lebenskunst sowie nach den Möglichkeiten und Grenzen eines solchen praxisorientierten und konkreten Nachdenkens über die Gestaltung des je individuellen Lebens zur Sprache. Im Anschluss an die Vorträge besteht jeweils die Möglichkeit zur ausführlichen Diskussion.

Kategorie/n: Veranstaltungen, Aus den Instituten
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