Zum Inhalt springenZur Suche springen

Newsmeldung

Programm zur Ringvorlesung „Geschichte und Gegenwart des Pragmatismus"

Das Institut für Philosophie lädt ein zur Ringvorlesung "Geschichte und Gegenwart des Pragmatismus", zu der wir in diesem Wintersemester zahlreiche renommierte Gastvortragende begrüßen dürfen. Die von Matthias Ernst Bähr und Dr. Dennis Sölch organisierte Veranstaltung findet montags von 16.30 bis 18.00 Uhr in 23.21U1.46 statt.

Der Pragmatismus ist eine Philosophie des Neuen. Was sich kulturgeschichtlich bereits den Berichten der Forschungsreisenden des 17. Jahrhunderts entnehmen lässt, die ihr Staunen über die Einzigartigkeit der nordamerikanischen Natur zum Ausdruck bringen, die mittels der bestehenden Begriffe nicht adäquat erfasst werden könne, prägt die pragmatistische Philosophie auch in systematischer Hinsicht. So besteht die pragmatische Methode für William James wesentlich in einer Abkehr von bestehenden Kategorien und Prinzipien und einer Hinwendung zu einer gestaltbaren Wirklichkeit: Neue Aspekte der Erfahrung etwa können erst nach und nach in ein bestehendes Überzeugungssystem integriert werden, sodass Vorstellungen nur wahr genannt werden sollten, insoweit sie in befriedigender Weise zwischen der erschlossenen Vergangenheit und künftigen Erfahrungen vermitteln. Für John Dewey schlägt sich die zentrale Bedeutung des Neuen und Unerschlossenen vor allem sozialphilosophisch und bildungstheoretisch nieder. Erziehung müsse auf eine gesteigerte Handlungsfähigkeit und die Kompetenz zum Umgang mit noch unabsehbaren Erfahrungen abzielen und könne sich ebensowenig auf kanonischen Inhalten ausruhen, wie die Demokratie sich auf etablierte Institutionen zurückziehen könne. Da alle Lebensbereiche grundsätzlich einem Wandel unterliegen, komme es darauf an, das demokratische Miteinander als eine Lebensweise fortwährend im wechselseitigen Austausch aller neu zu erfinden. Für Richard Rorty mündet die Beschäftigung mit dem Neuen schließlich in einen ethischen Appell, der vor allem die Suche nach originären Möglichkeiten der Beschreibung der Welt, des Selbst und der Gemeinschaft adressiert. Liberale Ironikerinnen, so Rorty, hegen unablässig die Befürchtung, durch ihr gegenwärtiges Vokabular epistemisch und moralisch eingeschränkt zu sein, und seien daher um die wachsende begriffliche Erschließung alternativer Perspektiven bemüht, um blinde Flecken für das Leid anderer Menschen aufzulösen. Vor diesem Hintergrund werden im wöchentlichen Wechsel Expertinnen und Experten sowohl exemplarische Auseinandersetzungen mit einzelnen Positionen pragmatistischen Denkens als auch Kontinuitäten und Parallelen zwischen dem Pragmatismus und kontinentalen Strömungen sowie systematische Weiterentwicklungen präsentieren.

Kategorie/n: Allgemein, Veranstaltungen, Philosophie, Philosophie in der Öffentlichkeit
Verantwortlichkeit: