Jump to content Jump to search

David Espinet: „Drei Arten der Ereigniskritik. Zur Aktualität der deutschfranzösischen Heidegger-Rezeption"

Akademische Veranstaltungen

„Ereigniskritik“ meint u.a. die kritische Auseinandersetzung mit dem hyperbolischen Ereignisbegriff, der seit Heideggers Ereignisphilosophie sowie seiner französischen Rezeption zum Standardrepertoire der sog. Kontinentalphilosophie gehört. Der Vortrag stellt zwei Ereigniskritiken vor, diskutiert diese kritisch und unterbreitet ein drittes Theorieangebot: 1.) Jocelyn Benoits Ereigniskritik der Sinnentäußerung: diese Kritik setzt dem hyperbolischen Begriff epochenmachender – seinsgeschichtlicher – Großereignisse eine Art Ereignisimpressionismus entgegen, durch den das Sinnereignis gleichsam in Unsinn zerstäubt. 2.) Markus Gabriels Ereigniskritik der Sinnfeststellung:diese Kritik adverbialontologischer Prämissen setzt der ontologischen Kategorie des Ereignisses eine Art Ereignisschnappschussontologie entgegen. Diese versteht das Ereignismoment des Erscheinens von Sinn in einem Sinnfeld als der Existenz von Sinn ontologisch äußerlich. Sinn wird als festgestellte Existenz gedacht. 3.) eine Ereigniskritik des Sinnereignisses als Sinngenese: im kritischen Dialog mit den genannten Positionen wird die ontologische Kategorie des Ereignisses verteidigt. Es wird eine Spielart der Ereignisontologie dynamischer Sinnentwicklung vorgestellt, die Benoits Sinnzerstäubung und Gabriels Sinnfeststellung ein Theorieangebot des bewegten Sinns, gleichsam eine Ontologie des bewegten Bildes entgegenstellt, die eine Reaktualisierung Kants, Hegels und Merleau-Pontys anbietet.

David Espinet ist seit 2021 Professor für Geschichte der deutschen Philosophie von Kant bis zur Gegenwart an der Universität Strasbourg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Kant, Husserl, Heidegger und deren Rezeption in Frankreich. Nach der Promotion 2007 und der Habilitation 2016 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, war er von 2017 bis 2018 Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies und von 2018 bis 2020 Gastprofessor am Humboldt-Studienzentrum der Universität Ulm. Neben zwei Monographien, Phänomenologie des Hörens. Eine Untersuchung im Ausgang von Martin Heidegger (2009/2016) und Ereigniskritik. Zu einer Grundfigur der Moderne bei Kant (2017) veröffentlichte er eine Reihe von Aufsätzen, Artikeln und Übersetzungen, darunter zum Vortragsthema „Ausblick auf eine Ereigniskritik der Handlung bei Kant“, in: Inga Römer et al. (Hrsg.): Metaphysik und praktische Philosophie bei Kant / Métaphysique et philosophie pratique chez Kant (Hamburg: Meiner 2023, 75-98).

ICS

Details

10.11.2025, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: 24.21.U1.44