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Kalendertermin

Mario Wintersteiger: "Natur, Geschichte und die Tradition des Mittelmeeres. Zur politischen Geophilosophie von Albert Camus"

Aus den Instituten Philosophie Veranstaltungen

Im Rahmen der Ringvorlesung "Albert Camus - ein Philosoph wider Willen? Zur Geschichte und Gegenwart seines Denkens" laden wir herzlich ein zu einem Vortrag von

Mario Wintersteiger: "Natur, Geschichte und die Tradition des Mittelmeeres. Zur politischen Geophilosophie von Albert Camus"

Abstract:

Die geistige Urheimat von Albert Camus, jene Welt, der er sich nach eigenem Bekunden am nächsten fühlte, war die der antiken Mythologie. Im griechischen Denken sah er zudem die Quintessenz einer mediterranen Kultur, zu der er selbst sich leidenschaftlich bekannte. Schon in seiner 1937 gehaltenen Rede zur Eröffnung einer Maison de la culture in Algier reiht er sich ein in eine Tradition des Mittelmeeres, die er sowohl gegen den protestantischen Geist des Nordens als auch gegen die nationalistische Vereinahmung im Süden verteidigen möchte. Das Lob der Landschaften des Südens und der Mentalität der dort lebenden Menschen durchzieht zudem alle Mittelmeer-Essays von Camus. Und auch im Schlusskapitel seines Buches L'Homme révolté (1951) nimmt der mediterrane „Sonnengedanke" die Form einer politischen Philosophie an, die sich gegen alle Erscheinungsformen der „deutschen Ideologie" (vom Marxismus bis zum Nationalsozialismus) stellt.

Auch wenn Camus nicht deterministisch denkt und seine philosophische Landkarte daher nicht streng geographisch zu verstehen ist, so ist doch kaum zu übersehen, dass er mit Vorliebe auf Motive zurückgreift, die man als „geophilosophisch" bezeichnen kann. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, seine „mythische Geographie" (Ernst Cassirer) nachzuzeichnen und so auch die Hauptkonfliktlinie seines politischen Denkens (Natur versus Geschichte) zu kartographieren. Wie Camus in L'exil d'Hélène andeutet, liegt das neue Salamis an einem Ort, an dem die Erben der mediterranen Tradition gegen die Barbarei der politischen Geschichtsmetaphysik antreten.

Zur Person:

Dr. Mario Wintersteiger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am FB Politikwissenschaft und Soziologie der Paris-Lodron-Universität Salzburg, wo er auch seine Studien absolviert hat (Promotion 2011; Schwerpunkt: Politische Theorie und Ideengeschichte); daneben Lehr- und Vortragstätigkeit in akademischen Austauschprogrammen und außeruniversitären Bildungseinrichtungen; 2017–2019 Chefredakteur der Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft (ÖZP); 2009–2012 Mitglied der ARGE „Politik – Religion – Gewalt" der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG); Forschungsschwerpunkte: Politische Mythologie, Politik und Ästhetik, Politische Anthropologie.

Publikationen (Auswahl):

  • Das Ästhetische als sozialer Wert. Zur Begründbarkeit der Schönheit als Wertvorstellung (Salzburger Beiträge zur Sozialethik 6), Salzburg 2014 [http://www.ifz-salzburg.at/uploads/SBSE.6.Wintersteiger.06.2014.pdf].
  • The Beneficial Poison of Mythology. Reflections on Georges Bataille's Anthropology of Myth and Violence, in: Religion, Violence, and Ideology. Reflections on the Challenges of Postmodern World, hrsg. v. Vojko Strahovnik/Bojan Žalec, Zürich 2016, S. 65–71.
  • Der mediterrane Mythos als kritische Theorie der Moderne. Griechisches Erbe und Ideologiekritik bei Albert Camus, in: Zeitschrift für Praktische Philosophie 4 (2017), H. 2, S. 87–106 [https://doi.org/10.22613/zfpp/4.2.4].
  • Schönheit, Kunst und Macht. Politischer 'Ästhetizismus' aus 'ästhetisch-politologischer' Sicht, in: Jahrbuch Politisches Denken 2018, Bd. 28, Berlin 2020, S. 81–101.
  • Enlightenment from the Orient: The ‚Philosophical Esotericism' of the Falasifa, in: Bogoslovni vestnik/Theological Quarterly 80 (2020), H. 3, S. 585–594 [https://doi.org/10.34291/BV2020/03/Wintersteiger].
ICS

Veranstaltungsdetails

05.07.2021, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Dennis Sölch & Oliver Victor
Ort: Virtuell
Verantwortlichkeit: