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Kalendertermin

Jens Bonnemann: "Die Wahrnehmbarkeit des Sozialen. G. H. Mead aus phänomenologischer Perspektive"

Philosophie
Jens Bonnemann (Jena): „Die Wahrnehmbarkeit des Sozialen. G. H. Mead aus phänomenologischer Perspektive“

Abstract:

Im Vortrag wird der Versuch unternommen, George Herbert Meads zentrales Begriffspaar Me und I als Leitfaden für eine Phänomenologie der Erfahrung eines anderen Menschen ins Spiel zu bringen. Zweifellos ist Mead selbst kein Phänomenologe, aber das genannte Begriffspaar erweist sich dennoch als ausgesprochen hilfreich, um entscheidende phänomenale Differenzen der Fremderfahrung schärfer zu konturieren. So wird im Vortrag aufgezeigt, inwiefern das Me wie auch das I eines anderen Menschen zum Thema meiner Wahrnehmung werden können. Auf der Grundlage einer Analyse von beispielhaften sozialen Situationen soll sich dabei herausstellen, worin der Gewinn einer solchen Zusammenführung Meads mit der Phänomenologie für eine Philosophie der Intersubjektivität besteht.

Zur Person:

Jens Bonnemann arbeitet derzeit als Apl. Prof. Dr. phil an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Nach seinem Studium der Philosophie, Germanistik und Kommunikationswissenschaften in Essen und Bochum, schloss er eine Promotion in Bochum und daraufhin eine Habilitation in Jena an. Dazu kommen Lehrstuhlvertretungen in Jena, Landau, Kiel und eine Gastprofessur an der Uni Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Leib- und Wahrnehmungsphilosophie, Bildphilosophie und Ästhetik, Sozialphilosophie und Phänomenologie. Aus seiner Forschung sind folgende Monografien hervorgegangen:

  • Der Spielraum des Imaginären. Jean-Paul Sartres Imaginationstheorie und ihre Bedeutung für seine phänomenologische Ontologie, Ästhetik und Intersubjektivitätstheorie, Hamburg: Felix Meiner 2007.
  • Die wirkungsästhetische Interaktion zwischen Text und Leser. Wolfgang Isers impliziter Leser im Herzmaere Konrads von Würzburg, Frankfurt a. M./Berlin/Bern u. a.: Peter Lang 2008.
  • Das leibliche Widerfahrnis der Wahrnehmung. Eine Phänomenologie des Leib-Welt-Verhältnisses, Münster: Mentis-Verlag 2015.

Filmtheorie. Eine Einführung, Stuttgart: Metzler-Verlag 2019.

Zur Ringvorlesung:

Der Pragmatismus ist eine Philosophie des Neuen. Was sich kulturgeschichtlich bereits den Berichten der Forschungsreisenden des 17. Jahrhunderts entnehmen lässt, die ihr Staunen über die Einzigartigkeit der nordamerikanischen Natur zum Ausdruck bringen, die mittels der bestehenden Begriffe nicht adäquat erfasst werden könne, prägt die pragmatistische Philosophie auch in systematischer Hinsicht. So besteht die pragmatische Methode für William James wesentlich in einer Abkehr von bestehenden Kategorien und Prinzipien und einer Hinwendung zu einer gestaltbaren Wirklichkeit: Neue Aspekte der Erfahrung etwa können erst nach und nach in ein bestehendes Überzeugungssystem integriert werden, sodass Vorstellungen nur wahr genannt werden sollten, insoweit sie in befriedigender Weise zwischen der erschlossenen Vergangenheit und künftigen Erfahrungen vermitteln. Für John Dewey schlägt sich die zentrale Bedeutung des Neuen und Unerschlossenen vor allem sozialphilosophisch und bildungstheoretisch nieder. Erziehung müsse auf eine gesteigerte Handlungsfähigkeit und die Kompetenz zum Umgang mit noch unabsehbaren Erfahrungen abzielen und könne sich ebensowenig auf kanonischen Inhalten ausruhen, wie die Demokratie sich auf etablierte Institutionen zurückziehen könne. Da alle Lebensbereiche grundsätzlich einem Wandel unterliegen, komme es darauf an, das demokratische Miteinander als eine Lebensweise fortwährend im wechselseitigen Austausch aller neu zu erfinden. Für Richard Rorty mündet die Beschäftigung mit dem Neuen schließlich in einen ethischen Appell, der vor allem die Suche nach originären Möglichkeiten der Beschreibung der Welt, des Selbst und der Gemeinschaft adressiert. Liberale Ironikerinnen, so Rorty, hegen unablässig die Befürchtung, durch ihr gegenwärtiges Vokabular epistemisch und moralisch eingeschränkt zu sein, und seien daher um die wachsende begriffliche Erschließung alternativer Perspektiven bemüht, um blinde Flecken für das Leid anderer Menschen aufzulösen. Vor diesem Hintergrund werden im wöchentlichen Wechsel Expertinnen und Experten sowohl exemplarische Auseinandersetzungen mit einzelnen Positionen pragmatistischen Denkens als auch Kontinuitäten und Parallelen zwischen dem Pragmatismus und kontinentalen Strömungen sowie systematische Weiterentwicklungen präsentieren.

Das Institut für Philosophie lädt ein zur Ringvorlesung "Geschichte und Gegenwart des Pragmatismus", zu der wir in diesem Wintersemester zahlreiche renommierte Gastvortragende begrüßen dürfen. Die von Matthias Ernst Bähr und Dr. Dennis Sölch organisierte Veranstaltung findet montags von 16.30 bis 18.00 Uhr in 23.21U1.46 statt.

ICS

Veranstaltungsdetails

30.10.2023, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Verantwortlichkeit: