Zum Inhalt springenZur Suche springen

Kalendertermin

Dennis Sölch (Düsseldorf): „Mit Heidegger gegen Freud. Zur Anthropologie in Daseinsanalyse und existenzieller Psychotherapie“

Philosophie Veranstaltungen

Mit Heidegger gegen Freud.

Zur Anthropologie in Daseinsanalyse und existenzieller Psychotherapie

Dennis Sölch (Düsseldorf)

 

Dem allgemeinen Trend des 19. Jahrhunderts folgend, konzipiert Sigmund Freud seine Psychoanalyse als eine Naturwissenschaft, in der die menschliche Psyche als Teil eines lückenlosen Kausalgeschehens verstanden wird. Gegen die damit verbundenen Implikationen regt sich jedoch von Beginn an Widerstand in den Reihen der Philosophie. Die vor allem von den Vertreterinnen und Vertretern der Existenzphilosophie vorgebrachte Kritik richtet sich insbesondere gegen Freuds anthropologische Grundannahmen, seine methodologischen Überlegungen bezüglich der Diagnose und der therapeutischen Praxis sowie schließlich das damit einhergehende Selbstverständnis der Therapeutin oder des Therapeuten.

Ausgehend von Kierkegaards Analyse der Angsterfahrung entwickelt sich in der existenzphilosophischen Tradition ein Gegenentwurf zur naturwissenschaftlich grundgelegten Psychoanalyse, der sich wiederum an der unmittelbar erlebten Existenz des einzelnen Menschen orientiert. Während die von Sartre entworfene existenzielle Psychoanalyse Fragment geblieben ist, versteht sich die von Martin Heidegger und Medard Boss gemeinsam konzeptualisierte Daseinsanalyse ausdrücklich als vollwertige philosophisch-psychologische Alternative zum freudschen Modell. In loser Fortführung dieses existenzphilosophischen Therapiekonzeptes knüpft auch die sogenannte existenzielle Psychotherapie, die vor allem in den Vereinigten Staaten von Rollo May und Irvin D. Yalom etabliert wurde, an die Einsichten Heideggers an, ohne sich jedoch, wie die Daseinsanalyse, allzu eng an die Terminologie von Sein und Zeit anzulehnen. Der Vortrag rekonstruiert die zentralen Anliegen der Daseinsanalyse und der existenziellen Psychotherapie mit besonderem Augenmerk auf ihrer Zurückweisung des naturwissenschaftlichen Menschenbildes, wie es in Freuds Triebtheorie zum Ausdruck kommt.

 

Zur Person:

Dennis Sölch lehrt und forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo er sich 2013 mit einer Arbeit über Prozessphilosophien. Wirklichkeitskonzeptionen bei Alfred North Whitehead, Henri Bergson und William James promovierte. Seit 2010 ist er Geschäftsführer der Deutschen Whitehead Gesellschaft, 2016 war er als William James Scholar-in-Residence an der Universität Potsdam zu Gast. Aus seiner Forschung sind zahlreiche Publikationen zur Philosophie und ihrer Geschichte, insbesondere zur Prozessmetaphysik, Existenzphilosophie und Kulturphilosophie, hervorgegangen. Zuletzt erschienen der gemeinsam mit Bernhard Ritter herausgegebene Band Wittgenstein und die Philosophiegeschichte (2021) sowie, zusammen mit Birgit Capelle, Literarische Philosophie – Philosophische Literatur. Formen des Philosophierens von Platon bis Heidegger (2022).

ICS

Veranstaltungsdetails

23.05.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: Hörsaal 3C, Gebäude 23.01
Verantwortlichkeit: