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Kalendertermin

Anton Hügli: „Über Erziehung und Selbsterziehung. Die Bildungsphilosophie von Karl Jaspers“

Aus den Instituten Philosophie Veranstaltungen

Im Rahmen der Ringvorlesung "Geschichte und Gegenwart der Erziehungsphilosophie" laden wir herzlich ein zu einem Vortrag von

Anton Hügli: „Über Erziehung und Selbsterziehung. Die Bildungsphilosophie von Karl Jaspers“

Abstract:

Erziehung soll Menschen besser machen. Aber besser worin? Der Antworten gibt es viele, doch rechtfertigen ließen sie sich nur, wenn man auch die letzte Frage zu beantworten wüsste: ob dieses Viele auch dazu führt, besser zu werden im Mensch-sein. An dieser Frage jedoch werden die sogenannten pädagogischen Expertinnen und Experten mit all ihrem Wissen unweigerlich scheitern - sofern ein Sokrates sie zu befragen beginnt (wie sich exemplarisch etwa in Platons Laches zeigt). Was Mensch-sein heißt und besser werden im Mensch-sein, ist darum die Frage, die sokratisches Philosophieren uns aufgegeben hat, nicht als eine Frage unter anderen, sondern als die Grundfrage der Philosophie überhaupt. Und die Suche nach dem, was uns dabei führen kann, ist das wahrhaft erzieherische Moment im nie vollendeten Prozess der Selbsterziehung.

Karl Jaspers hat dieses sokratische Philosophieren, wie im Vortrag zu zeigen sein wird, wohl am getreuesten in unsere Zeit getragen. Wie Sokrates führt er uns an die Grenze unseres Wissens und unseres Seins und öffnet so den Blick für das uns umgreifende Ganze, innerhalb dessen uns erst gewiss werden kann, wer wir sind und was wir wollen - darauf insistierend, dass jeder einzelne diesen Weg für sich allein gehen muss und ihn doch nur finden kann im rückhaltlosen Gespräch mit dem ihm verbundenen anderen.

Im Wissen darum, dass die innere Freiheit des Philosophierens äußere politische Freiheit voraussetzt, wurde für Jaspers in seiner Entscheidung gegen den Totalitarismus die Demokratie selbst zum Inbegriff einer philosophischen Kommunikation, darauf ausgerichtet, durch die gemeinsame Selbsterziehung aller jene Freiheit zu verwirklichen, die zugleich Voraussetzung jeder Demokratie ist. In der Erziehung der Jugend muss dabei beginnen, was sich fortsetzt in der Selbsterziehung des Volkes.

Zur Person:

Anton Hügli ist Professor emeritus für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel. Nach dem Studium der Philosophie, der Psychologie, der Germanistik/Nordistik und der Mathematik war er Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Basel, wo er 1970 mit einer Arbeit über Die Erkenntnis der Subjektivität und die Objektivität des Erkennens bei Søren Kierkegaard promoviert wurde. Er leitete unter anderem die Zentralredaktion des Historischen Wörterbuchs der Philosophie und war, nach erfolgter Habilitation, von 1981 bis 2001 Direktor des Pädagogischen Instituts Basel-Stadt sowie seit 1993 Professor an der Universität Basel. Durch seine langjährige Doppelfunktion als Philosophieprofessor und Direktor eines Instituts für Lehrpersonenbildung wurde ihm die Beziehung zwischen Bildung und Philosophie zur ideengeschichtlichen und systematischen Forschungsfrage, der er etwa in seinem Buch Philosophie und Pädagogik (1999) nachgeht. Viele seiner zahlreichen Beiträge zur Jaspersforschung untersuchen diese Beziehung auch im Werk von Karl Jaspers.

ICS

Veranstaltungsdetails

17.01.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: Virtuell
Verantwortlichkeit: