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Newsmeldung

Héctor Wittwer: „’Böse‘ Präferenzen als Problem für den Utilitarismus. Auf dem Weg zu einem nicht-utilitaristischen Konsequentialismus“

Das philosophische Kolloquium lädt zum vierten Vortrag des Semesters am 24.05. um 18:30 in 24.53.01.81 ein.

Abstract:

In der Philosophie der Gegenwart besteht die Neigung, den Konsequentialismus und den Utilitarismus miteinander gleichzusetzen, obwohl aus dem Prinzip des Konsequentialismus keineswegs folgt, dass wir jederzeit verpflichtet sind, den größten Nutzen für die größte Zahl zu bewirken. In dem Vortrag wird der Versuch unternommen, eine nicht-utilitaristische Version des Konsequentialismus zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht dabei das Problem der ‚bösen‘ Präferenzen. Dieses lässt sich so beschreiben. Gemäß dem Utilitarismus werden moralische Bewertungen und moralische Normen aus dem außermoralisch Guten (Lust, Freude oder Glück bzw. Präferenzerfüllung) abgeleitet. Deshalb kann das außermoralisch Gute selbst nicht moralisch bewertet werden. Moralisch betrachtet, ist die Lust der Opernliebhaberin an der Aufführung nicht besser oder schlechter als die Lust, welche die Sadistin aus dem Quälen anderer bezieht. Die Lust der Sadistin muss ggf. genauso in die Berechnung des Nutzens einbezogen werden wie der Schmerz ihres Opfers. Das ist eine befremdliche Implikation. In dem Vortrag wird die These vertreten, dass sich das Problem der ‚bösen‘ Präferenzen im Rahmen des Utilitarismus nicht lösen lässt. Es lässt sich jedoch vermeiden, wenn man die Annahme aufgibt, dass sich das moralisch Richtige gänzlich auf das außermoralisch Gute zurückführen lässt. Eine grundlegende Anforderung, die für jede rational begründete Moral gilt, lautet, dass niemand einen Vorteil auf Kosten anderer erlangen darf. Daher kommt der Lust der Sadistin oder der Boshaften keinerlei moralische Relevanz zu. Das Streben nach Lust bzw. die Erfüllung von Präferenzen muss von vornherein durch die  metamoralischen Forderungen der Nichtschädigung und der Fairness beschränkt werden. Wenn man dies tut, dann ist man auf dem Weg zu einem rechtebasierten Konsequentialismus.

Kategorie/n: Allgemein, Veranstaltungen, Philosophie, Aus den Instituten
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