Zum Inhalt springenZur Suche springen

Kalendertermin

Tobias Keiling (Bonn): „Weder Kunst noch Tugend. Heidegger über Gelassenheit“

Philosophie Veranstaltungen

Weder Kunst noch Tugend. Heidegger über Gelassenheit

Tobias Keiling (Bonn)

 

Abstract:

Im Anschluss an die Handlungstheorie Anscombes stellt der Vortrag zwei alternative Möglichkeiten vor, Gelassenheit als Handlungsmodus zu konzipieren: Während das Modell stoischer Gelassenheit auf einen Bereich sicher erfolgreichen Handelns zu umgrenzen versucht, beschreibt das von Heidegger entwickelte Modell ontologischer Gelassenheit eine Verschmelzung von Selbst und Welt. Werkgeschichtlich lässt sich zeigen, dass dieses Modell in Sein und Zeit angelegt ist, aber erst nach 1945 in den Vordergrund von Heideggers Ontologie und Handlungstheorie tritt.

Der Gedanke, Gelassenheit stelle einen Modus von Handlungen dar, grenzt sich dabei insbesondere von zwei anderen Phänomenen ab: (1) gelassene Handlungen sind keine instrumentellen Handlungen, die übergeordneten Handlungszwecken dienen; Gelassenheit ist keine ‚Kunst‘ im Sinne einer erlernbaren Technik. (2) Da jede Handlung in einer bestimmten Weise, nämlich gelassen ausgeführt werden soll, ist die normative Struktur von Gelassenheit global. Daher ist Gelassenheit ist keine Tugend im Sinne einer partikularen Handlungsdisposition.

 

Zur Person:

Tobias Keiling ist seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Bonn. Nach der Promotion in Freiburg und Boston lehrte und forschte er unter anderem als Visiting Fellow am Neubauer Collegium der University of Chicago, als Forschungsstipendiat des Human Dynamics Centre in Würzburg und als Träger eines Feodor-Lynen-Stipendiums am Somerville College der University of Oxford. Von 2018 bis 2020 leitet er das DFG-Netzwerk Phänomenologie und Metaphysik der Welt.

Tobias Keilings Forschungsinteressen umfassen die Philosophie des 20. Jahrhunderts, insbesondere Phänomenologie und Hermeneutik, sowie Metaphysik, Erkenntnistheorie und Kulturphilosophie. Neben seiner Dissertation Seinsgeschichte und phänomenologischer Realismus. Eine Interpretation und Kritik der Spätphilosophie Heideggers (2015), die in einer englischen Kurzfassung auch Eingang in das The Oxford Handbook of the History of Phenomenology gefunden hat, hat er in den letzten Jahren zahlreichen Aufsätze im Umfeld des Vortragsthemas veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm der gemeinsam mit Christopher Erhard herausgegebene Band The Routledge Handbook of the Phenomenology of Agency (2020). Im Rahmen eines kulturphilosophischen Projektes erschien 2021 ein zusammen mit Heidi Liedke verfasstes Buch mit dem – augenzwinkernd auf das Thema zu beziehenden – Titel Faultiere. Ein Portrait.

Veranstaltungsdetails

16.05.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: Hörsaal 3C, Gebäude 23.01
Verantwortlichkeit: