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Kalendertermin

Prof. Rebekka Hufendiek (Univ. Bern): Die politische Dimension in Nietzsches Genealogie der Moral

Aus den Instituten Kolloquium des Instituts Veranstaltungen

Im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums laden wir ein zum Vortrag von

Prof. Rebekka Hufendiek (Univ. Bern): 
Die politische Dimension in Nietzsches Genealogie der Moral

Mittwoch, 10.11.2021
 18:30 – 20:00 Uhr
Gebäude 23.21  U1.73

Abstract:

Friedrich Nietzsche entwickelt in der Genealogie der Moral (1887) eine polemische Kritik an dem, was er «Sklavenmoral» oder «Herdenmoral» nennt. In der Forschung gibt es weitgehenden Konsens darüber, dass diese Kritik auf Moralkonzeptionen zielt, die Mitleid, Altruismus und Nächstenliebe als zentrale Werte postulieren.
Dissens gibt es allerdings mit Blick auf die Frage, was Nietzsche mit dieser Kritik bezweckt und ob er ihr selbst eine positive Konzeption der Moral entgegensetzt. Viele Interpretationen gehen davon aus, dass Nietzsche mit seiner Kritik vor allen Dingen aufzeigen möchte, dass der Fokus auf Mitleid in geschichtsvergessener Weise die christliche Moral universalisiert. Diesen Lesarten zufolge zielt die Genealogie darauf ab, die kontingente Entstehung von Wertesystemen sichtbar werden zu lassen und damit unseren Blick für die Vielfalt möglicher Wertesysteme zu schärfen.
Ich werde in diesem Vortrag argumentieren, dass diese Lesarten ignorieren, dass Nietzsche sich in der Genealogie der Moral prominent gegen Paul Rée und Herbert Spencer richtet und ihnen vorwirft, dass sie christlichen, aber auch demokratischen Vorurteilen aufsitzen, wenn sie Mitleid als zentralen Wert behandeln und von der Gleichheit aller Menschen ausgehen. Nietzsches Kritik der Evolutionstheorien der Moral seiner Zeit zielt letztlich auf darauf ab, den von ihm vertretenen Anti-Egalitarismus in der Natur der Menschen und des Lebendigen zu begründen.

Speaker:

Rebekka Hufendiek ist SNF Eccellenza Professorin an der Universität Bern und leitet das Forschungsprojekt «Explaining Human Nature: Empirical and Ideological Dimensions». Ihre Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle zwischen Philosophie des Geistes, Wissenschaftstheorie und philosophischer Anthropologie. Im Moment beschäftigt sie sich vor allem mit der ideologischen Dimension der Auseinandersetzung um die Evolutionstheorie und die Natur des Menschen und interessiert sich in diesem Zusammenhang auch für Friedrich Nietzsche.

Veranstaltungsdetails

10.11.2021, 18:30 Uhr - 20:00 Uhr
Ort: 23.21.U1 Raum 73
Verantwortlichkeit: