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Ringvorlesung: "Heidegger und die Lebenskunst. Zwischen Existenzdenken und Gelassenheit"

Das Institut für Philosophie lädt ein zur Ringvorlesung "Heidegger und die Lebenskunst. Zwischen Existenzdenken und Gelassenheit", zu der wir in diesem Sommersemester zahlreiche renommierte Gastvortragende begrüßen dürfen. Die von Dr. Eike Brock und Dr. Dennis Sölch organisierte Veranstaltung findet montags von 16.30 bis 18.00 Uhr in Hörsaal 3C statt.

Wenn von der Philosophie als Lebenskunst die Rede ist, liegt der Gedanke an Martin Heidegger zumeist fern. Auf den zweiten Blick wird allerdings schnell deutlich, dass die Frage nach einem Beitrag der Philosophie zu einem gelingenden und erstrebenswerten Leben durchaus eine zentrale Rolle in Heideggers Denken einnimmt. So zielen die gemeinsam mit Medard Boss von 1959 bis 1969 abgehaltenen Zollikoner Seminare nicht nur auf eine paradigmatische Neuausrichtung der naturwissenschaftlichen Psychologie und Psychoanalyse ab, sondern lassen durch die Aufhebung einer strikten Demarkationslinie zwischen psychischer Pathologie und existenzieller Not zugleich Psychiatrie bzw. Psychotherapie und Lebenskunst enger zusammenrücken. Mit dem Konzept der ‚vorausspringenden Fürsorge‘ bereitet Heidegger damit zugleich den Boden für eine anthropologische Daseinsanalyse, die vor allem von Gion Condrau und Alice Holzhey-Kunz weitergeführt wird. Von diesem Interesse aus lassen sich retrospektiv einige zentrale Motive des heideggerschen Denkens erneut in den Blick nehmen und auf ihre Bedeutung für eine kritische ars vivendi hin befragen. Das gilt exemplarisch für den Begriff der Gelassenheit, mit dem im Zuge fundamentaler Technikkritik ein Verzicht auf letzte Antworten angesprochen ist, der als aktive existenzielle Haltung jedoch keineswegs als Quietiv verstanden werden soll. Mit dem Brief über den Humanismus wiederum verbindet sich für Heidegger die Frage nach einer „ursprünglichen Ethik“, die hinter die regel- und normenbasierte Moralphilosophie ebenso zurückgehen will wie hinter die Ontologie, um die Spielräume menschlichen Denkens und Handelns nicht durch apodiktische Wesensbestimmungen unangemessen einzuschränken. Von der Kritik einer Übertragung methodisch abgesicherter wissenschaftlicher Denkweisen auf Sein und Dasein über den performativen Anspruch der Philosophie, den Menschen potentiell transformative Erfahrungen machen zu lassen, bis hin zur Bestimmung der Sorgestruktur des Daseins lassen sich so zahlreiche Anknüpfungspunkte identifizieren, um mit Heidegger der Lebenskunst als gehaltvollen Topos der Philosophie nachzugehen.

Im wöchentlichen Wechsel werden Expertinnen und Experten des Fachgebiets Einblicke in die mögliche Relevanz von Heideggers Philosophie für eine kritische ars vivendi nachspüren. Dabei sollen zum einen exemplarische Auseinandersetzungen mit einzelnen Motiven, Konzepten und Schriften, zum anderen aber auch vergleichende oder rezeptionsgeschichtliche Perspektiven auf Heideggers Denken im Mittelpunkt stehen. Schließlich bietet die Veranstaltungsreihe Raum, um von Heidegger ausgehende Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen einer philosophischen Lebenskunst unter den veränderten Vorzeichen des beginnenden 21. Jahrhunderts auszuloten.

Kategorie/n: Allgemein, Veranstaltungen, Philosophie, Philosophie in der Öffentlichkeit, Aus den Instituten
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