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Martin G. Weiß: "Foucault, Agamben und die Biopolitik."

Philosophie Veranstaltungen

Foucault, Agamben und die Biopolitik

Martin G. Weiß

Abstract:

Der Vortrag skizziert das Konzept der Biopolitik, wie es von Foucault und, in kritischer Weiterführung, von Giorgio Agamben entwickelt wird. Ausgangspunkt ist Foucaults These, dass das menschliche Leben in der Moderne zum Gegenstand und zur Ressource der Politik geworden sei. „Jahrtausende hindurch ist der Mensch das geblieben, was er für Aristoteles war: ein lebendes Tier, das auch einer politischen Existenz fähig ist. Der moderne Mensch ist ein Tier, in dessen Politik sein Leben als Lebewesen auf dem Spiel steht“. Die alte souveräne Macht definiert Foucault dabei als jene, „sterben zu machen und leben zu lassen“, d.h. eine Macht, die sich primär in der Fähigkeit äußert, ungestraft töten zu können. Die in der Moderne auftreten „Bio-Macht“ hingegen bestehe darin, „leben zu machen und sterben zu lassen“, d.h. sie sei eine Macht, der es primär um die Steigerung des Lebens gehe. Dazu bediene sie sich einerseits der „Disziplinierung der Körper“, also der Formung und Dressur des Individuums in den neu entstandenen Institutionen Schule, Kaserne, Gefängnis und Klinik, und andererseits der „Regulierung der Bevölkerung“ durch die Etablierung eines effizienten Gesundheitswesens mit Geburten- und Sterblichkeitskontrolle. Zwischen beiden Formen der Macht besteht eine gewisse Spannung, insofern die Bio-Macht sich der Steigerung und Stärkung des individuellen wie kollektiven Lebens verschrieben hat, die klassische Souveränitätsmacht jedoch Grundlage aller Staatlichkeit bleibt. Den Konsequenzen, die Foucault und Agamben aus diesem Spannungsverhältnis ziehen, geht der Vortrag nach.

Zur Person:

Assoc.-Prof. Mag. Dr. Martin G. Weiß ist Vorstand des Instituts für Philosophie der Universität Klagenfurt. Nach seiner Promotion bei Günther Pöltner und Helmuth Vetter in Wien war er u.a. Universitätsassistent am Institut für Philosophie der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Graz, Post-Doc-Fellow am Centro per le scienze religiose der Fondazione Bruno Kessler in Trient, Fellow des Nietzschekollegs in Weimar und Visiting Scholar am Rhetoric Department der University of California at Berkeley. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Philosophie der Religion, Italienische Philosophie, Phänomenologie, Hermeneutik, Bioethik und Biopolitik.

Publikationen: Vom Existentialismus zum Nationalsozialismus? Martin Heideggers Denken nach den Schwarzen Heften, in: Geschichte und Gegenwart der Existenzphilosophie. Hg. Dennis Sölch/Oliver Victor. Basel: Schwabe 2021, 87-113; Logische Form als Sage. Versuch, einen Gedanken Wittgensteins mit Heidegger zu denken, in: Wittgenstein und die Philosophiegeschichte. Hg. Bernhard Ritter/Dennis Sölch. Freiburg: Alber 2021, 313-333; An der Grenze. Die biotechnologische Überwachung von Migration. Hg. Torsten Heinemann/ Martin G. Weiß. Frankfurt/M.: Campus 2016; Gianni Vattimo. Einführung. Mit einem Gespräch mit Gianni Vattimo. Wien: Passagen 2012; Bios und Zoë. Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Hg. Martin G. Weiß. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2009.

Ein Gastbeitrag zur Ringvorlesung "Michel Foucault und die Philosophiegeschichte".

ICS

Details

24.10.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: 23.21.U1 Raum 46
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