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Peter Sich: "Die Kunst, nicht regiert zu werden. Zum Verhältnis von Aufklärung, Kritik und Geschichte bei Michel Foucault."

Philosophie Veranstaltungen

Abstract:

In den späten 1970er- und 80er-Jahren befasst sich Michel Foucault gleich in mehreren Texten mit Kants Aufsatz Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung. Weit mehr als die inhaltliche Bestimmung dessen, was Kant unter Aufklärung versteht, scheint Foucault dabei ein anderer Punkt zu interessieren: die Frage selbst. Denn in der Frage nach der Aufklärung artikuliert sich laut Foucault zum ersten Mal in der abendländischen Philosophie die Frage nach der Aktualität der eigenen Gegenwart – und damit nach der historischen Verfasstheit unserer selbst.

Da eine solche „Ontologie der Gegenwart“ das Herzstück von Foucaults Werk ausmacht, lassen sich diese Texte durchaus als „Ausformulierung Foucaults philosophischen Programms“ (Andrea Hemminger) lesen. Denn darin entwickelt Foucault die Idee einer Re-Aktualisierung der Aufklärung, die er weniger als historische Epoche, denn als eine Haltung, eine Tugend, ein ethos begreift – und in dessen Tradition er sich ausdrücklich stellt.

Die konkrete Umsetzung dieses ethos ist die Kritik, die bei Foucault die Form der Genealogie annimmt. Als solche befragt sie die Historie nach der Kontingenz des scheinbar Notwendigen, um die Trias aus Macht, Wissen und Subjektivierung zumindest punktuell zu durchbrechen. Denn das Ziel dieser „historisch-philosophische[n] Praktik“ ist abzuweisen, was wir sind, mithin „die Kunst, nicht regiert zu werden“. 

Der Vortrag will diese Denkbewegungen nachzeichnen und versuchen, anhand von Foucaults später Auseinandersetzung mit der Aufklärung einen Schlüssel für das Verständnis des foucaultschen Projekts anzubieten.

Zur Person:

Peter Sich studierte u.a. Philosophie, Komparatistik und Kulturjournalismus in Bochum, München und Düsseldorf. Er unterrichtete Philosophie und Medienkulturwissenschaft an verschiedenen Universitäten und war als freier Journalist für verschiedene Zeitungen tätig: Für die Süddeutsche Zeitung berichtete er aus der Türkei und aus Indien, für die FAZ aus Wuppertal.

Peter Sich lebt im Rheinland und arbeitet als freier Lektor, Autor und Dozent. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Reportagen, Feuilletonbeiträge, medienkritische Essays sowie ein Einführungsband zu Michel Foucault, der 2018 bei Reclam erschienen ist.

 

Ein Gastbeitrag zur Ringvorlesung "Michel Foucault und die Philosophiegeschichte".

ICS

Details

17.10.2022, 16:30 Uhr - 18:00 Uhr
Ort: 23.21.U1 Raum 46
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